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Bernhard Nathanael Gottlob Schreger (1766 - 1825)

Bernhard Nathanael Gottlob Schreger (1766 – 1825), Porträtsammlung der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg
Bernhard Nathanael Gottlob Schreger (1766 – 1825),
Porträtsammlung der Universitätsbibliothek
Erlangen-Nürnberg

"Ein feiner Beobachter, gewandter, glücklicher Operateur und Accoucheur"[1]

Um 1800 herum waren Operationen ein großes Wagnis und oft nur letzte Wahl. Als akademischer Chirurg, der wissenschaftlich publizierte, war Schreger den meisten seiner Kollegen und seiner Zeit voraus. Der Professor der Arzneikunde war ein überaus geschickter Operateur, facettenreicher Gelehrter und klinischer Universitätslehrer.

Erlangen plant sein Universitätskrankenhaus

Als Bernhard Nathanael Gottlob Schreger 1797 nach Erlangen berufen wurde, beschäftigte ein großes Thema Universität und Verwaltung: der Plan eines akademischen Krankenhauses. Bereits seit 1781 forderte Friedrich Wendt vehement und mit guten Argumenten die Einrichtung von stationären Betten. Schreger, Zeuge der langen, aber erfolglosen Diskussionen um Sinn und Zweck einer solchen Einrichtung, wurde Wendts wichtigster Verbündeter. Von der Universität aktiv dazu aufgefordert, legte er für das in Aussicht genommene akademische Krankenhaus detaillierte Pläne bis hin zum "Meublement der Zimmer" und zur "Beköstigung der Aufgenommenen" vor.

Krieg macht alle Pläne zunichte

Nachdem 28.000 Gulden der preußischen Regierung 1801 den Baubeginn zunächst ermöglicht hatten, machte der zweijährige Krieg zwischen Preußen und Frankreich alle Pläne wieder zunichte. Als Erlangen 1810 an das Königreich Bayern fiel, herrschte weiterhin massive Geldknappheit. Der unfertige Bau verfiel zusehends und die ausstehenden Handwerkerkosten konnten nur unter großen Schwierigkeiten bezahlt werden. Dass Wendt und Schreger ihr intensives und kräftezehrendes Arbeitsbündnis fortsetzten und sich letztlich erfolgreich für "ihr" Krankenhaus einsetzten, mutet unter diesen Bedingungen schon erstaunlich an.

Übergangslösung mit großer Strahlkraft - das Institutum Clinicum Chirurgicum

Nachdem die Bauarbeiten aus finanziellen und politischen Gründen weiter stagnierten, verhandelten die beiden erneut mit dem Senat um geeignete Räume und monetäre Unterstützung. Nachdem Wendt zur Beschaffung der nötigsten Einrichtungsgegenstände Mittel aus den Einnahmen seines Ambulatoriums für innere Krankheiten zur Verfügung gestellt hatte, wurde schließlich am 20. November 1815 das "Institutum Clinicum Chirurgicum" in der Wasserturmstraße 14 eröffnet. Nach über 25-jährigem Vorlauf war damit die Keimzelle des heutigen Universitätsklinikums in Erlangen gelegt.

Guter Gesellschafter

Schreger verfügte nicht nur über große wissenschaftliche Begabung und enormes operatives Geschick, sondern auch über beachtliches rhetorisches Talent. In seinem Privatleben galt Schreger als humorvoller Gastgeber und begabter Redner, der zudem über großes dichterisches Talent verfügt haben soll: "Er trug seine beträchtliche Corpulenz auf niedlichen Füßen mit trippelndem Gang einher, und schoß aus den blauen Augen des runden Gesichtes gar schalkhafte, feine Blitze ab [...] Auf seinem Sopha am runden Tische meditirte er die geistvollsten Vorträge, die seine Zuhörer ganz bezauberten."[2]

Einer der ganz großen seines Faches

Bernhard Nathanael Gottlob Schreger hatte an der Universität Leipzig ab 1784 Philosophie, Mathematik, Physik, Literatur und Medizin studiert und war von 1793 bis 1797 Professor für Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe an der Universität Altdorf gewesen. Im Urteil seiner Zeitgenossen war der Professor für Arzneikunst und Chirurgie einer der ganz großen Vertreter seines Faches. Seine gedruckten Annalen des chirurgischen Clinicums und seine zahlreichen Publikationen zur Operations- und Verbandslehre weisen ihn als profunden Kenner der Chirurgie und innovativen Operateur aus.[3] Als Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Gesellschaften stand der Exponent der akademischen Chirurgie auf der Wunschliste vieler Universitäten. Insgesamt lehnte Schreger neun Rufe an andere deutsche Universitäten ab und blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1825 in Erlangen. Dass er dennoch von der Nachwelt lange Zeit weitgehend vergessen wurde, liegt vermutlich in der Zeitgebundenheit seines Wirkens: Als akademischer Chirurg und klinischer Universitätslehrer seiner Zeit voraus, waren die wesentlichen Voraussetzungen der neuen Chirurgie noch nicht geschaffen. Ohne Anästhesie und Asepsis waren Schregers chirurgische Möglichkeiten trotz seiner hervorragenden Qualitäten als Operateur begrenzt.

[1] Charakterisierung Bernhards Schregers durch Ernst Wilhelm Martius, zitiert nach: 200 Jahre Universitätsklinikum Erlangen 1815-2015. Hg. Karl-Heinz Leven/Andreas Plöger. Böhlau: Köln/Weimar/Wien 2016, S. 46.

[2] Zitiert nach ebenda.

[3] Schreger, D.: Annalen des chirurgischen Clinicum auf der Universität zu Erlangen..... Erlangen 1817; ders. Chirurgische Versuche. 2 Bände. Nürnberg 1811 - 1818; Grundriß der chirurgischen Operationen. Nürnberg 1819.

Quelle: 200 Jahre Universitätsklinikum Erlangen 1815–2015. Hg. Karl-Heinz Leven/Andreas Plöger. Böhlau: Köln/Weimar/Wien 2016, S. 35.ff; Schmidt, Cornelia Marlen: Bernhard Nathanael Gottlob Schreger (1766 – 1825).Leben und Werk. Diss. Med. Erlangen 2014.