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Ralf Bernd Sterzel - Aufstieg der Nephrologie

Ralf Bernd Sterzel
Bildquelle: Prof. Dr. phil. Renate Wittern-Sterzel

"Make no little plans" war das Lebensmotto des Erlanger Lehrstuhlinhabers für Innere Medizin und Nephrologie, Ralf Bernd Sterzel. Viele Jahre im Ausland an führenden Universitäten arbeitend und forschend, baute der Nephrologe die Medizinische Klinik 4 in Erlangen zu einem internationalen Forschungszentrum für Nierenerkrankungen aus.

Internationale Mobilität

Nach seinem von 1960 bis 1966 in Berlin, Zürich und Freiburg absolvierten Medizinstudium wurde Ralf Bernd Sterzel (1940-2001) 1966 in Berlin promoviert und arbeitete zunächst als Assistenzarzt in Freiburg und Hamburg, von 1968 bis 1971 als Resident in Medicine und als Nephrology Fellow in New York. Von 1971 bis 1978 war er Assistenzarzt, nach seiner Habilitation 1976 Oberarzt an der Medizinischen Hochschule Hannover. 1978 wurde er zum "Assistant Professor of Medicine" an der Yale University, School of Medicine, berufen und dort 1982 zum Associate Professor ernannt. [1]

Nephrologischer Doppelstandort

Als Nachfolger von Ulrich Gessler (1922-1990) übernahm Ralf Bernd Sterzel 1988 den Lehrstuhl für Innere Medizin / Nephrologie an der Universität Erlangen-Nürnberg und die Leitung der Nephrologie im Klinikum Nürnberg. Gessler, Direktor der 4. Medizinischen Klinik der Städtischen Krankenanstalten Nürnberg von 1965-1987 und Direktor des von ihm 1975 in Nürnberg gegründeten Instituts für Nephrologie, war 1980 auf den Erlanger Lehrstuhl für Nephrologie berufen worden. Zur Bewältigung der überaus komplexen Aufgaben an dem auf die Standorte Nürnberg und Erlangen geteilten Lehrstuhl - die Erlanger nephrologische Klinik wurde am 1.1.1989 eröffnet - setzte Sterzel auf ein internationales Team hochkarätiger Mitarbeiter. Gleichermaßen forschungsorientiert wie klinisch versiert, trug er sowohl zur internationalen Schärfung des Forschungsprofils als auch zu den Erfolgen der Transplantationsmedizin bei. 1996 hatte das Transplantationsteam die 1500. Transplantation durchgeführt.

Unter Sterzels Ägide erlebte die Nephrologie in Erlangen einen enormen Aufschwung. In kurzer Zeit entstand ein international anerkanntes Forschungszentrum mit eigenen klinischen Forschergruppen, die auch Nachwuchsforscher aus dem In- und Ausland zunehmend nach Erlangen zogen. Aufgrund der von ihm ins Leben gerufenen Forschungsverbünde entwickelte sich die Nieren- und Hochdruckforschung zu einem anerkannten Forschungsschwerpunkt der Medizinischen Fakultät. 1993 initiierte Sterzel eine DFG Forschergruppe zu molekularen Mechanismen in der Niere und entwickelte hieraus 1999 den Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft "SFB 423: Nierenschäden. Pathogenese und Regenerative Mechanismen".[2] Zur Vernetzung der verschiedenen europäischen Zweige der Nierenforschung begründete Sterzel, Mitglied zahlreicher Fachgesellschaften, 1994 das "European Kidney Research Forum" (EKRF), an dessen erstem Treffen im April 1994 in Erlangen über 250 Forscher aus ganz Europa teilnahmen.[3]

Der Wissenschaftler war Autor und Mitautor von über 130 wissenschaftlichen Aufsätzen, die in international führenden Publikationsorganen erschienen.[4] Schon 1971 publizierte er während seiner Tätigkeit am New York Medical College Hospital in den amerikanischen Fachzeitschriften "The New England Journal of Medicine" und "Journal of Clinical Investigation" über die Ursache der urämischen Neuropathie. Der Spezialist für entzündliche Erkrankungen der Niere ist Namensgeber des "Bernd-Sterzel-Preises". Die Auszeichnung wird seit 2013 von der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie zur Förderung hervorragender Wissenschaftler auf dem Gebiet der nephrologischen (translationalen) Grundlagenforschung vergeben. Selbst wissenschaftlich hoch aktiv und international forschend, setzte sich der Hochschullehrer stets für eine strukturierte und forschungsbetonte Aus- und Weiterbildung der Medizinstudierenden und Assistentinnen und Assistenten ein. So plädierte er für eine Freistellung vom Klinikbetrieb zur Durchführung von Forschungsprojekten und regte bei den Ärztekammern und Fachgesellschaften an, Forschungszeiten für die Facharztqualifikation anzuerkennen. Für seine Verdienste wurde Sterzel 1998 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.

Die von Gessler begonnene und von Sterzel international erfolgreich fortgeführte Personalunion von Lehrstuhl und Klinikleitung in Erlangen und Nürnberg blieb bestehen. Nach dem frühen Tod von Sterzel 2001 übernahm zunächst Roland E. Schmieder kommissarisch den Lehrstuhl. Unter dem jetzigen Lehrstuhlinhaber Professor Kai-Uwe Eckardt bilden die beiden Schwerpunktkliniken - die Medizinische Klinik 4, Schwerpunkt Nephrologie/Hypertensiologie, am Klinikum Nürnberg und die Medizinische Klinik 4,Nephrologie und Hypertensiologie, am Universitätsklinikum Erlangen - weiterhin das größte Kompetenzzentrum für Nieren- und Hochdruckkrankheiten in Deutschland.


Quelle: 200 Jahre Universitätsklinikum Erlangen 1815-2015. Hg. Karl-Heinz Leven/Andreas Plöger. Böhlau: Köln/Weimar/Wien 2016, , S. 383-385.

[1] Waldhäusl, W./Siegenthaler, W.(Hg.): Endokrinium und Stoffwechsel. 27. Symposium der Gesellschaft für Fortschritte in der Inneren Medizin. Stuttgart [u.a.] 2003, S. 34-44 (Nachruf von M. Weber) https://books.google.de/books?isbn=3131331313; http://www.presse.uni-erlangen.de/Aktuelles/2001/Personalia_2001/Sterzl.html., aufgerufen am 23.03.2016

[2] http://www.medizin4.uk-erlangen.de/ueber-uns/geschichte-des-lehrstuhls/, aufgerufen am 23.03.2016

[3] Zum ersten „European Kidney Research Forum“ 194 vgl. Kidney International, Vol. 47 (1995) S. 657-700 (http://ac.els-cdn.com/S0085253815588479/1-s2.0-S0085253815588479-main.pdf?_tid=cb4100fa-f0ed-11e5-8bce-00000aacb35f&acdnat=1458734161_1728b333cb5a94e04d7ff95a51e7b89d) aufgerufen am 23.03.2016

[4] http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed, aufgerufen am 23.03.2016