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24.04.2016: Medizinhistorische Stadtführung "Stadt, Universität, Krankenhaus: zur Geschichte der Erlanger Krankenhausmedizin"

Schritt für Schritt durch die Zeit

Kurzweilige medizinhistorische Stadtführung ohne weite Wege

Auf den Spuren der Geschichte wandelten am Sonntag, 24. April 2016, die rund 60 Teilnehmer der medizinhistorischen Stadtführung. Unter Leitung von PD Dr. Fritz Dross, Lehrstuhl für Geschichte der Medizin der FAU-Erlangen, durchschritt und umrundete die Gruppe knapp zwei Stunden lang den Schlossgarten und machte immer wieder halt vor geschichtsträchtigen Gebäuden. „Hier befinden wir uns an einer ganz verrückten Stelle“, erläuterte PD Dross beispielsweise auf dem Maximiliansplatz. „Hier war bis in die 1820er-Jahre noch der Schlossgarten. Später befanden sich hier, sozusagen Ecke an Ecke, die Kreisirrenanstalt und die erste katholische Kirche Erlangens – und glauben Sie mir, dass war in der Hugenottenstadt kein Versehen.“ Fundierte Fakten und amüsante Anekdoten, spannende Exkurse und nachdenkliche Töne: Die Stadtführung hatte von allem etwas und so mancher der interessierten Teilnehmer konnte noch das eine oder andere Detail aus der (Bau-)Geschichte des Universitätsklinikums Erlangen beitragen.

Los ging es um 14 Uhr am Hugenottenbrunnen im Schlossgarten: allen Unkenrufen zum Trotz bei strahlendem Sonnenschein und weiß-blauem Himmel. Mitten im Grünen verschaffte Fritz Dross der Gruppe einen ersten Überblick über die Geschichte des markgräflichen Schlosses, des Schlossgartens und der Orangerie. Weiter ging es über den Schlossplatz an den für das Uni-Klinikum Erlangen historisch sicherlich bedeutsamsten Ort: vor das Gebäude in der Wasserturmstraße, wo im Jahr 1815 mit acht Betten die Geschichte des heute hochmodernen Krankenhauses ihren Lauf nahm. Auf dem Maximiliansplatz wurde die Gruppe schließlich doch von einem Graupelschauer unter das Vordach der Kinder- und Jugendklinik gejagt, was die gute Stimmung allerdings nicht trübte. „Das ist das Besondere am Erlanger Uni-Klinikum“, erklärte PD Dross, „es befindet sich im Gegensatz zu allen anderen großen deutschen Universitätsklinika nach wie vor mitten in der Stadt. Das hat Vorteile – für Neubauten ist die Situation allerdings maximal dramatisch.“ So beherrsche das Uni-Klinikum Erlangen notgedrungen die Kunst, „sich immer wieder auszubreiten, aber nie über seine Grenzen hinauszuwachsen“. Die aktuelle Baustelle des Funktionsgebäudes des Chirurgischen Zentrums bietet Passanten Einblick tief in die „Bau-Innereien“ und so mancher Bürger weint dem ehemals stadtbildprägenden alten Bettenhaus aus den 1950er-Jahren, das 2015 abgerissen wurde, noch verstohlen eine Träne nach.

In der Krankenhausstraße, dort wo das Alte Universitätskrankenhaus, das Pathologische Institut und das Institut für Anatomie direkt nebeneinander stehen, griff Fritz Dross das Bau-Thema noch einmal auf. „Selten habe ich mich irgendwo so verlaufen wie hier“, gestand der wissenschaftliche Assistent. „Wenn man das Alte Universitätskrankenhaus zum ersten Mal betritt und sich vorher nicht kundig gemacht hat, ist man hoffnungslos verloren.“ Dies sei den zahlreichen Um- und Anbauten geschuldet, die im Laufe der Jahre zu einem Gebäudekomplex geführt haben, in dem sich kaum noch ein rechter Winkel fände und keine Etage der anderen gleiche. „Das sind Funktionsbauten und die müssen eben immer wieder den weiterentwickelten Funktionen angepasst werden“, sagte PD Dross und lenkte den Blick seiner Zuhörer lieber auf die beiden Institute. „Sehen Sie sich nur einmal diese Tempelanlagen aus der Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert an. Damals war man der Meinung, dass alles möglich sei. Der Optimismus war unbegrenzt. Das spiegelt sich auch in den Gebäuden wider, die in dieser Zeit errichtet wurden.“ Sowohl in der Pathologie als auch in der Anatomie betreten Besucher zunächst ein großzügiges und beeindruckend ausgestaltetes Foyer: „Überlegen Sie mal, was das für ein Selbstverständnis von Medizin war“, gab Fritz Dross zu Bedenken und ergänzte schmunzelnd: „Dort wo vor gut 100 Jahren ein einziges Foyer geplant wurde, würden wir heute vier OP-Säle unterbringen.“

Auf den letzten Metern durch den Schlossgarten konnte die Gruppe noch einmal die Gebäude bewundern: „Die Schauseiten wurden alle zum Schlossgarten hin ausgerichtet“, betonte PD Dross. Vor der beeindruckenden Fassade des Kollegienhauses – und schon wieder bei strahlendem Sonnenschein und weiß-blauem Himmel – schloss er seinen Streifzug durch die Geschichte der Universität und des Uni-Klinikums und erhielt von den um einige Eindrücke reicheren Teilnehmern anerkennenden Applaus.

Medizinhistorische Stadtführung

Medizinhistorische Stadtführung

Treffpunkt für die kostenlose medizinhistorische Stadtführung war der Hugenottenbrunnen im Schlossgarten. Foto: Uni-Klinikum Erlangen

Medizinhistorische Stadtführung

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Auf dem Schlossplatz vor dem Markgrafendenkmal zeigte sich das Aprilwetter von seiner schönsten Seite. Foto: Uni-Klinikum Erlangen

Medizinhistorische Stadtführung

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PD Dr. Fritz Dross, der die Führung leitete, kannte neben den harten Fakten noch so manche amüsante Anekdote. Foto: Uni-Klinikum Erlangen

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In der Wasserturmstraße berichtete PD Dross am Original-Schauplatz von den Anfängen des Uni-Klinikums Erlangen. Foto: Uni-Klinikum Erlangen

Medizinhistorische Stadtführung

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Von der Wasserturmstraße ging es für die rund 60 Teilnehmer durch den Schlossgarten bis zum Maximiliansplatz. Foto: Uni-Klinikum Erlangen

Medizinhistorische Stadtführung

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Nach einem Halt am Alten Universitätskrankenhaus, wo schon wieder gebaut wird, endete die Führung vor dem Kollegienhaus. Foto: Uni-Klinikum Erlangen