200 Jahre Universitätklinikum Erlangen 1815-2015

Einleitung 13 Die Geschichte von Medizinischen Fakultäten und Universitätskliniken im Nationalsozialismus ist unterdessen an vie- len Hochschulstandorten (u. a. Berlin, Bonn, Düsseldorf, Freiburg, Gießen, Hamburg, Tübingen) thematisiert worden. 2 Obwohl hier keine umfassende Darstellung der Erlanger Entwicklung von 1933 bis 1945 vor- gelegt werden kann, vertieft der vorliegende Band diese Thematik nun für ausgewähl- te Bereiche (Kapitel 4). Hier werden die ideologisch angepasste Haltung der Kliniker dargestellt und das Spektrum der in den Jahren 1933 bis 1945 veröffentlichten medi- zinischen Dissertationen ausgeleuchtet, um einen Eindruck von der gewöhnlichen kli- nischen Forschung zu erhalten. Innovative Behandlungsverfahren werden ebenso in den Blick genommen wie die Medizinver- brechen der Zwangssterilisation und NS-»Euthanasie«. Mit dem Kriegsende 1945 beginnt die »Zeitgeschichte« der Medizin (Kapitel 5); für Erlangen geht es hierbei um die von der US-Militärregierung initial versuchte »Reinigung« der Universität und der Kliniken von politisch belasteten Amts- und Funktionsträgern. Zugleich beginnt, ausgehend von einer nicht wirklich auszumachenden »Stunde Null« in Erlangen eine Aufholjagd, um den in den Jahren der Diktatur verlorenen Boden in der For- schung wiedergutzumachen und Anschluss an die internationale Wissenschaft zu gewin- nen. Dies vollzieht sich vor dem Hintergrund der – im Gegensatz zu den anderen baye­ rischen Hochschulstandorten – weitgehend unzerstörten Klinikbauten. Dass diese auf den ersten Blick nur positiv erscheinende Ausgangslage auch langfristig wirkende Probleme erzeugt, wird eindrucksvoll klar. Mit der Medizin im »Hightech-Zeitalter« ist Erlangen in der Gegenwart der dynamisch sich entwickelnden, fortschrittsorientierten Hochleistungs- medizin angekommen. Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte mit z. T. staunenswerten Erfolgen, die in zahlreichen Bereichen, so der medizinischen Bildgebung, dauerhaft welt- weit ausstrahlen, hat auch neue Grenzen und Probleme hervortreten lassen. Chronologisch und inhaltlich fügt sich in die neuere Phase der Universitätsmedizin die Ausdifferenzie- rung der Krankenpflege mit einem inzwischen auch akademisch geprägten Berufsbild. Zur neuesten Entwicklungsstufe der Erlanger Universitätsmedizin gehört die seit den 1990er Jahren sich vollziehende Verselbstständigung des Universitätsklinikums mit entsprechen- den strukturellen und ökonomischen Entwicklungsschüben. Die komplizierte bauliche Entwicklung der Erlanger Universitätsmedizin lässt von Anfang an die enge Verzahnung mit der Stadt topographisch erkennen (Kapitel 6). Pha- sen intensiver Bautätigkeit, die sich in teils imposanten Gebäuden abbilden, wechseln mit Abb. 1 Haus Wasserturmstr. 14 (Juli 2015).

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