200 Jahre Universitätklinikum Erlangen 1815-2015

1743 Vom Beginn der Ärzteausbildung zum Collegium Clinicum Als am 4. November 1743 die Erlanger Universität durch das Markgrafen-Ehepaar Friedrich und Wilhelmine mit einem mehrtägigen Festakt eröffnet wurde, traten in der Medizinischen Fakultät fünf ordentliche Professoren ihren Dienst an, eine stattliche Zahl, wenn man sie etwa mit der nur wenige Jahre zuvor gegründeten Universität Göttingen vergleicht, die zunächst mit nur einem Vertreter der Medizin begann, dem dann allerdings sehr bald zwei weitere folgten. Doch der Schein trügt. Die Strahlkraft der ersten Vertreter, denen es nun oblag, die künftigen Ärzte für das Land auszubilden, war eher schwach. Bis auf Casimir Christoph Schmiedel (1718–1792), der bereits nach Bayreuth, in die nur kurz- fristig bestehende Vorgängerinstitution von Erlangen, berufen worden war, wies keiner von ihnen Lehrerfahrung an einer Universität auf. Zudem waren drei von ihnen noch blutjung, zwischen 24 und 27 Jahren, hatten also auch in ihrer ärztlichen Praxis, aus der sie kamen, noch kaum Erfahrung vorzuweisen. Demgegenüber war der einzige, der als langjähriger Stadtphysicus von Erlangen über diese verfügte, nämlich Johann Friedrich Weismann (1678–1760), bei seinem Dienstantritt bereits 65 Jahre alt. 1 Das zu absolvierende Lehrprogramm deckte notwendigerweise alle Gebiete der damaligen Medizin ab, weshalb die Professoren, deren Lehrstühle noch nicht fächer- spezifisch definiert waren, jeweils für mehrere Bereiche zuständig waren. Diese Aufgabe wurde ihnen allerdings dadurch erleichtert, dass sie nicht nach eigenen Skripten unter- richteten, sondern die Vorlesungen teilweise noch bis in den Beginn des 19. Jahrhun- derts nach gedruckten Werken vorgetragen wurden, die von der Obrigkeit genehmigt werden mussten. Vorlesungen der »ersten Mannschaft« Johann Friedrich Weismann Materia medica | Chemie | Gerichtliche Arzneikunde | Rezeptier- kunst | Kinderkrankheiten | Weiberkrankheiten | Praxis medica | De regno animali | Collegium practicum | Krankheiten bei Schwan- geren | Anatomie | Physiologie | Semiotik Casimir Christoph Schmiedel Osteologie | Botanik mit Exkursionen | Anatomie mit Demonstratio- nen | Physiologie | Pathologie | Semiotik | Mineralogie | Allgemeine und spezielle Therapie | Arzneimittellehre | Allgemeine Natur­ geschichte | Entwicklung des Foetus und Sektionen Später: gerichtliche Medizin | allgemeine Übersicht der Naturreiche und Diätetik, einmal auch Chirurgie Abb. 1 Das Universitätssiegel mit den Siegeln der vier Fakultäten, links unten das der Medizin. Abgebildet ist Hygieia, die Göttin der Gesundheit, die in der linken Hand eine Schlange hält, um sie aus einer Schale in der rechten Hand zu tränken. Kupferstich, 1744.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODIyMTAw