200 Jahre Universitätklinikum Erlangen 1815-2015

Vom Beginn der Ärzteausbildung zum Collegium Clinicum 25 Abb. 2 Heinrich Friedrich Delius (1720–1791). Abb. 3 Das Anatomische Theater in Erlangen um 1745. hin ein Anbau an das Universitätsgebäude, gegenüber der Hofapotheke, geschaffen mit »einem Saal für die anatomischen Vorlesungen, […] einem Präparirzimmer, einer Todtenkammer und einer Küche«. 4 Zur Unterstützung bei den anatomischen Sektio- nen wurde bereits ein Jahr später ein Prosektor eingestellt; es war der erste besoldete Assistent der Universität. Angesichts der geringen Zahl von Studenten reichte diese Ausstattung der Anatomie in den ersten Jahrzehnten des Bestehens der Universität vorerst aus. Für die Beschaffung der Leichen war bereits im Stiftungsbrief für die Vorgänger- institution in Bayreuth eine Regelung getroffen worden, der zufolge alle Verbrecher der Markgrafschaft nach ihrer Hinrichtung den Professoren der Universität zu überlassen seien. Nachdem sich die Zahl der Straftäter jedoch als zu gering erwiesen hatte, wur- de der Kreis der Betroffenen auf mittellose Arme, die auf öffentliche Kosten begraben werden mussten, auf Selbstmörder, auf alle toten Findlinge sowie auf die verstorbenen unehelichen Kinder erweitert. Schmiedel verließ 1763 aufgrund von Auseinandersetzungen mit Delius die Univer- sität, um Leibarzt des Markgrafen Alexander in Ansbach zu werden. An seine Stelle trat Jacob Friedrich Isenflamm (1726–1793), der zugleich mit seiner Berufung zum Vorstand des »Anatomischen Theater(s)« ernannt wurde. Isenflamm führte 1770 den anatomischen Präparierkurs in den Unterricht ein und gab so den Medizinstudenten die Möglichkeit zu aktiver Erforschung des menschlichen Körpers. Er betrieb die Anatomie sowohl in enger Anbindung an die Physiologie als auch an die praktische Medizin, indem er die einzelnen Organe und Gewebe insbesondere in ihrer Beziehung zu deren Krankheiten untersuchte; sein Unterricht kann somit auch als eine Form der Unterweisung in die Praxis angese- hen werden. Exkurs Leichen für den medizinischen Unterricht, S. 166.

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