200 Jahre Universitätklinikum Erlangen 1815-2015
26 Renate Wittern-Sterzel Abb. 4 Die Statuta Facultatis Medicae, Bayreuth, 6. November 1755. Eine weitere Lehr- und Forschungseinrichtung der Medizin, die wie das Anato mische Theater den Studenten ihr Wissen über die Anschauung vermittelte, war der »Hortus medicus«, ein Heilpflanzengarten, der seit der Mitte des 16. Jahrhunderts an den bedeutenderen Ausbildungsstätten der Medizin integraler Bestandteil der Uni- versitäten war. Er bildete die Grundlage für den Unterricht in der »Materia medica«. In Erlangen standen die Versuche, einen botanischen Garten einzurichten, allerdings unter einem ungünstigen Stern. 5 Zwar erwarb die Universität 1747 ein Gartengrund- stück am Nürnberger Tor und stellte auch schon einen Gärtner ein. Ein Jahr später wurde das Areal jedoch wieder verkauft, sodass Schmiedel, dessen Lehrverpflichtung auch die Botanik einschloss, darauf angewiesen war, selbst Pflanzen zu ziehen, die er dann im Unterricht vorführte und mit Bezug auf ihre Heilwirkungen besprach. Erst 1770/71 wurde infolge der Berufung des Linné-Schülers Johann Christian Daniel von Schreber (1739–1810) derselbe Garten vor dem Nürnberger Tor erneut erworben und mit Schreber als seinem Direktor eingerichtet. Der Garten, der sich unter diesem nicht zuletzt aufgrund seiner weitreichenden Tauschbeziehungen prächtig entwickelte und dessen Bestände sich stetig vermehrten, wurde 1825 aufgrund einer ministeriellen Ent- schließung in den Schlossgarten transferiert, wo er sich noch heute befindet.
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