200 Jahre Universitätklinikum Erlangen 1815-2015
Seine hier angestellten Überlegungen untermauerten theoretisch die von ihm gefor- derte Ausbildung am Krankenbett und nahmen vieles von dem vorweg, was er später im Klinischen Institut auch in die Praxis umsetzen konnte. Wendt beklagte in seinen Ausführungen vor allem die fehlende Einbindung der Sinne in die ärztliche Ausbildung. Der fehlende Unterricht am Krankenbett führe unter anderem dazu, dass Ärzte bei der Benennung und Bestimmung der Krankheit häufig zu sich widersprechenden Meinun- gen kämen. Dies wiederum veranlasse den »Pöbel […] in dem Wahn zu beharren, als wäre in der Heilkunde alles ungewiß«. 4 Um diesem Mangel abzuhelfen, habe man an verschiedenen Orten öffentliche Anstalten und Hospitäler errichtet. Hier würden angehende Ärzte in Gegenwart erfah- rener Lehrer Kranke sehen, sie untersuchen und unter Anleitung Arzneien verordnen. Die erwiesene Nützlichkeit der praktischen Anleitung habe – so Wendt – nun auch die Lehrer der Erlanger Akademie veranlasst, den Mangel an öffentlichen Krankenan- stalten durch praktische Anleitung bei ihren ambulanten Patienten zu ersetzen. Diese Übungen hätten auch den Nebenzweck, den armen Kranken zu helfen. So sollte die Behandlung kostenlos erfolgen und die notwendigen Arzneien sollten von den Ärzten entrichtet werden. Zwar sei der Besuch der Wohnung der Armen oft unangenehm (die »Stimme zu hören, die in den Hütten ächzt«), aber diese Hausbesuche hätten ihren didaktischen Sinn. Sie stärkten »die Tugend, Elend zu fühlen«. 5 Susanne Ude-Koeller Abb. 2 Friedrich von Wendts erster Rechenschaftsbericht über die Arbeit des Institutum clinicum, 1780. Friedrich von Wendt 29
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