200 Jahre Universitätklinikum Erlangen 1815-2015

»Erlanger Professorenstreit« 331 Abb. 4 »Kranke in Angst, weil Professoren streiten« (und was sonst noch wichtig schien an diesem Tag), 8-Uhr-Blatt, 17. Januar 1964. (Sanktionen, Durchfallen bei Prüfungen) nur versteckt äußerten, wofür die Zeitung kein Verständnis hatte (8 Uhr-Blatt, 13. Februar 1964). 17 Die wackeren Journalisten monierten »Hasenherzen«, »Kadavergehorsam«, »Muckertum« und vermissten den »Geist der Geschwister Scholl«, den »Idealismus der Jugend« und »Männerstolz vor Königsthronen«. Etwas nüchterner kommentierte »Die ZEIT« (28. Februar 1964), dass die Studenten »Mißstände unserer Universität sowie unseres Systems« beklagten. 18 Dass mancher Beteiligte die Maßstäbe ins Weltpolitische verschob, erkennt man auch daran, dass ein Schweigemarsch oder Fackelzug für Hackethal stattfinden sollte. Der Rektor merkte im Dezember 1963 hierzu ironisch an, »die Studenten würden offen- bar Herrn Hackethal mit Präsident Kennedy [am 22. November 1963 in Dallas, Texas, einem Attentat zum Opfer gefallen] verwechseln.« 19 Dass Hackethal im Dezember 1963 und nochmals im Januar 1964 beim Ober­ stadtdirektor einen »Waffenschein beantragte«, ist aktenkundig. 20 Zur Begründung gab er an, die »BILD«-Zeitung habe ihn interviewt, weswegen er mit einem Angriff Hegemanns rechnen müsse; dieser wurde seinerseits vorstellig, sich bewaffnen zu dürfen. Der Rektor fragte den zuständigen Minister im fernen München sichtlich enerviert, ob »man am Salvatorplatz die Ernsthaftigkeit dieses Vorgangs zu erken­ nen vermag«. 21 Die Waffenscheine wurden übrigens nicht erteilt. Das Ende der Affäre kam plötzlich: Hackethal kündigte im Februar 1964 per Tele- gramm an das Ministerium seine Stelle, womit das Dienststrafverfahren hinfällig und unverzüglich eingestellt wurde. 22 Am 25. Juni 1964 widerrief er schriftlich sämtliche

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