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Hans Molitoris und Hans Albrecht Molitoris - Garanten der NS-Hochschulpolitik

Hans Albrecht Molitoris, NS-Dozentenbundsführer der Universität Erlangen
Hans Albrecht Molitoris, NS-Dozentenbundsführer der Universität Erlangen

Der Vater Direktor des Gerichtsmedizinischen Institutes, der Sohn Assistenzarzt an der Frauenklinik, beide überzeugte Nationalsozialisten: Die Herren Molitoris waren angetreten, um die Universität Erlangen auf nationalsozialistischem Kurs zu halten.

Hans Molitoris - von Innsbruck nach Erlangen

Hans Molitoris (1874 - 1972), 1903 am Gerichtsmedizinischen Institut der Universität Innsbruck zum Dr. med. promoviert, war ab 1905 Sachverständiger am Landesgericht Innsbruck. 1919 wurde er auf den Erlanger Lehrstuhl für gerichtliche Medizin berufen und sein rechtsmedizinisches Fachwissen war sehr gefragt: Molitoris, seit 1923 auch Vorstand des neuen Gerichtsmedizinischen Institutes, schrieb zentrale Artikel für die "Deutsche Zeitschrift für die Gesamte Gerichtliche Medizin", war Obergutachter am Oberlandesgericht Nürnberg, verfasste prozessrelevante Gutachten[1] und forderte eine gesetzliche Regelung der Verwaltungssektionen bei unklarer Todesursache. 1921 wurde er zum Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Gerichtliche Medizin gewählt.

Braune Linientreue

Schon in Innsbruck war Molitoris Mitglied einer antisemitischen Partei. Seit 1933 war er Mitglied der NSDAP und der SA und unterzeichnete am 5. März 1933 u. a. zusammen mit dem Erlanger Anatom Albert Hasselwander (1877 - 1954) sowie dem Erlanger Pathologen Gustav Hauser (1856 - 1936) den Aufruf deutscher Professoren, für die NSDAP zu stimmen[2]. Außerdem war Molitoris für die Medizinische Fakultät der Vertrauensmann der NSDAP, Mitglied des NS-Dozentenbundes und ab 1934 Wehrwissenschaftler Beauftragter der Universität Erlangen. 1939 zunächst offiziell emeritiert, wurde er auf seinen Wunsch als eigene Lehrstuhlvertretung wieder eingestellt. Acht Jahre nach seiner Entlassung durch die US-Militärregierung im August 1945 erhielt Molitoris im August 1953 die Rechte eines emeritierten ordentlichen Professors.

Vater und Führer folgend - Hans Albrecht Molitoris

Hans Albrecht Molitoris (1905 - 1988) engagierte sich bereits während seines Erlanger Medizinstudiums innerhalb der völkischen Studentenverbindung. Als Assistenzarzt der Frauenklinik unter Hermann Wintz (1887 - 1947) verfolgte er seine weitere parteipolitische Karriere konsequent: 1931 Eintritt in die SA, ab 1932 Mitglied der NSDAP und drei Jahre später NS-Dozentenbundsführer der Universität Erlangen. Damit stand er einer Parteigliederung der NSDAP vor, die - auf Weisung Hitlers entstanden - der Kontrolle der Hochschullehrer diente. Eine wichtige Machtbefugnis, die Moilitoris im Rahmen dieser Gleichschaltung der Universitäten zukam, war sein Vetorecht: Von Amts wegen konnte er in Berufungsverhandlungen nicht linientreue Kandidaten unabhängig von ihrer Qualifikation ablehnen. Allerdings einigte man sich in der Medizinischen Fakultät zumeist auf Bewerber, die neben ihrer parteilichen Eignung auch noch fachliche Vorzüge besaßen.

1936 zum Gaudozentenführer gewählt, wurde Molitoris zum Sprachrohr des fränkischen Gauleiters und Gründers der antisemitischen Wochenzeitung "Der Stürmer", Julius Streicher (1885 - 1946). Als Gaudozentenbundsführer befürwortete Molitoris auch die Errichtung eines rassenbiologischen Institutes an der Medizinischen Fakultät. Das Institut sollte der hohen Bedeutung, die man in Erlangen der Rassenlehre zumaß, Rechnung tragen.

Bis zu seiner Einberufung zum Militär 1939 betreute Molitoris die Hebammenschule. Zu vermuten ist, dass er in dieser Funktion zur politisch und bevölkerungspolitisch gewollten "Aufrüstung" des Hebammenberufes im Sinne der neuen "Erb- und Rassenpflege" beitrug. Es waren NSDAP-Mitglieder wie Vater und Sohn Molitoris, die zur braunen Profilierung der Universitäten, insbesondere der Medizinischen Fakultäten, beitrugen.

[1] Molitoris, Hans: Natürlicher Tod oder Betriebsunfall durch Enodrinvergiftung? In: Deutsche Zeitschrift für die Gesamte Gerichtliche Medizin 14, 1 (1930) S. 149 – 157.http://www.deutsche-biographie.de/pnd11679142X.html?anchor=adb

[2] Die Deutsche Geisteswelt für Liste 1 – Erklärung von 300 deutschen Universitäts- und Hochschullehrern im Völkischen Beobachter vom 3. März 1933.

Quelle: Wittern-Sterzel, Renate: Die Eröffnung des Universitätskrankenhaueses und die ersten Jahre des Bestehens. In: 200 Jahre Universitätsklinikum Erlangen 1815 - 2015. Hg. Karl-Heinz Leven/Andreas Plöger. Böhlau: Köln/Weimar/Wien 2016, S. 224 - 242 und 433/434.